Finanzielle Entlastung für pflegende Angehörige

Eine pflegende Angehörige berichtet im Interview von ihren Erfahrungen

Seit einer fehlerhaften Operation sitzt Bert (81) im Rollstuhl. Seine Frau Monika (59) pflegt ihn und ist gleichzeitig berufstätig. Eine enorme Doppelbelastung. Dank der Anstellung als pflegende Angehörige kann sie ihr Arbeitspensum reduzieren ohne finanzielle Sorgen zu bekommen.

Wir sitzen zu dritt in der lichtdurchflutenden Wohnung von Monika und Bert in der offenen Küche. Monika und Bert sind seit 25 Jahren glücklich verheiratet. Sie erzählen von ihrem Alltag und dessen Herausforderungen.

Monika, seit wann pflegst du Bert?

Mein Mann hatte vor acht Jahren eine Operation am Rücken, bei der der Arzt Fehler gemacht hat. Danach war er auf den Rollstuhl angewiesen. Das hat unser ganzes Leben komplett auf den Kopf gestellt. Bert war vorher viel unterwegs, wir sind gerne nach Spanien gereist. Er war bereits pensioniert und hat viel im Haushalt gemacht.

Gehst du noch einer anderen Arbeit nach?

Ja, ich habe bis vor zwei Jahren 100 Prozent als optische Fachberaterin gearbeitet. Dann reduzierte ich schrittweise mein Pensum, zuerst auf 80 dann auf 70 Prozent und seit dieser Woche arbeite ich 50 Prozent. Mein Chef hat viel Verständnis für meine Situation. Ich pflege Bert, mache den ganzen Haushalt und bin jede freie Minute für Bert da. Das ist eine grosse Belastung. Ich konnte das nicht mehr mit meinem 100 Prozent Job vereinbaren.

Du hast keine Ausbildung im Pflegebereich. Wie hast du gelernt, Bert zu pflegen?

Da bin ich reingewachsen. Wir zwei zusammen. Mittlerweile sind wir ein eingespieltes Team. Die Spitex kommt jeweils zwei Mal am Tag vorbei, wenn ich arbeiten gehe. Das entlastet mich. Mein Mann sagt: „Niemand pflegt mich so gut wie du.“ Ist ja klar, wir machen das schon seit acht Jahren und ich kenne jeden Handgriff. Ich helfe ihm unter anderem beim Duschen, beim An- und Ausziehen und beim Hinlegen.

Bert, was machst du, wenn Monika bei der Arbeit ist?

Ich bin alleine zuhause und viel vor dem Computer. Ich warte, bis Monika wieder zurückkommt. Leider sind in der Zeit auch schon Unfälle passiert. Am Anfang lag ich einmal sieben Stunden auf dem Badezimmerboden. Das war nicht schön. Seither habe ich einen Notfallknopf. Ich freue mich, dass Monika jetzt mehr Zeit zuhause verbringen kann.

«Ohne die Anstellung bei der Caritas hätte ich mein Arbeitspensum nicht reduzieren können, um mich mehr um meinen Mann zu kümmern.»Monika Gohlpflegende Angehörige

Was bringt euch die Anstellung bei der Caritas?

Ohne die Anstellung bei der Caritas hätte ich mein Arbeitspensum nicht reduzieren können, um mich mehr um meinen Mann zu kümmern. Wir könnten uns das finanziell nicht leisten. Unsere Ausgaben sind aufgrund der Behinderung höher. Ich bin sehr froh, um diese Lösung. Abgesehen vom finanziellen Aspekt gehe ich auch gerne arbeiten. Mein Job bringt Abwechslung und hält mich fit. Das möchte ich noch nicht aufgeben.

Wie hat euer Umfeld auf die Anstellung reagiert?

Da gab es keine grossen Reaktionen. Viele finden es eine gute Sache und wichtig, dass es diese Anstellungsmöglichkeit gibt. Ohne die Anstellung bei der Caritas wäre die einzige Option das Pflegeheim gewesen.

Bert: Dorthin wollte ich nicht. Da hätte ich nicht diese schöne Aussicht. Ich fühle mich wohl in dieser Wohnung und sie ist gut auf meine Bedürfnisse eingerichtet.

Ihr habt eine Pflegefachperson, Sonja Graf, die euch begleitet. Wie findet ihr diese Begleitung?

Ich finde die Ideen von Sonja wertvoll und schätze den Austausch mit ihr. Im April bin ich für einen SRK-Kurs zum Thema Mobilisation angemeldet. Ich bin gespannt, was auf mich zukommen wird und ob ich die Informationen nutzen kann.

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Titelbild: © Caritas Schweiz